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31. August

Adler

Nach ein paar tollen Sonnentagen regnet es nun wieder. Eher Niesel, aber ungemütlich. Dazu etwas Wind aber wenigstens die Temperaturen sind okay.

Gestern sind wir unseren ersten Tag durch Brasilien gefahren und haben feststellen müssen, das hier ganz andere Entfernungsmaßstäbe angelegt werden: Als wir an der Grenze in der Touristeninfo nach weiteren interessanten Punkten auf der nächsten Strecke fragten, da hatten sie nicht viel zu bieten und erwähnten schließlich die Region bei Pelotas und Porto Alegre. Und der nächste Campingplatz…? Na, nicht vor Rio Grande, aber das seien ja nur 240 km. Oder gleich nach Porto Alegre, was ja auch nur etwa 500 km entfernt sei. Nur! Tja, das entspricht fast der Strecke von Berlin nach München. Wir sind schließlich erst einen Tag später los. Einfach gerade aus, vorbei an sumpfigen Wiesen mit Rindern und Pferden, vorbei an vielen seltsamen kleinen Hügeln, tausend- oder sogar millionenfach über das weite Land verstreut, welche wir im weiteren Verlauf mit den vielen am Straßenrand sitzenden meerschweinchenähnlichen Nagern in Verbindung brachten. Vorbei an Lagunen mit aufschreckenden Vogelschwärmen und uns beobachtenden Adlern, die sich weniger durch ein fahrendes Auto als vielmehr durch den aussteigenden Fototouristen von ihrem Beobachtungsposten auf Zaunpfählen, Telegrafenmasten oder Bäumen aufschrecken ließen. Dann reckten sie den Kopf vor, schienen den Wind zu prüfen, breiteten die Schwingen mit den weißbefiederten Flügelspitzen aus und erhoben sich mit majestätischem Flügelschlag in die Lüfte, segelten auch mal ein paar Runden und ließen sich wieder nieder. Auch die Wasserschweine ließen sich nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Eine tolle, eindrucksvolle Strecke, immer geradeaus.

Bei einem Tankstopp erwähnte der Tankwart, dass in den nächsten 140 km nichts käme. Lange, weite Strecke. Und fast ohne Reals, da wir Geld bisher noch nicht abheben oder tauschen konnten. Dafür eine tolle Landschaft. Letztlich sind wir bis Rio Grande gefahren, eigentlich viel zu lang. Marnas hatte die Nase voll, der Sivian heulte und alle waren etwas genervt. Die Touristeninfo 20 km vor dem Ort sagte, zum Geld holen nach Rio Grande, campen gingen nur in Cassino. Hat also alles noch ziemlich gedauert, die Nerven wurden erheblich strapaziert. Und dann war der Campingplatz geschlossen, es war schon fast dunkel. Haben welche gefragt, die uns zu einem privaten geschickt haben. Der war dunkel und 2 Hunde kläfften aus sicherer Entfernung. Wir öffneten schließlich das Tor, da keiner kam. Dann kam ein kleiner Alter. Sagte, der Platz sei offen und der Boden fest, auch bei Regen und wir könnten bleiben. Sanitäranlagen mit warmem Wasser gäbe es. Wir fuhren erst noch einkaufen, nun, da wir endlich Geld hatten. Bei unserer Rückkehr erklärte der Alte etwas von einem Minister, den er anrufen müsse. Wir waren etwas irritiert, konnten uns nicht so richtig etwas darunter vorstellen. Als wir beim Abendbrot saßen, kam ein Auto und 2 Männer stiegen aus. Stellten sich vor, der eine hatte deutsche Vorfahren, wir palaverten etwas und sie boten uns das Bad in einer fast fertig gestellten Hütte an. Wir füllten ein Formblatt aus (nur der Form halber) und erhielten Visitenkarten auf denen deren Namen vermerkt waren. Wir hatten die Ehre der Bekanntschaft des Präsidenten und des Vizepräsidenten. Dieses Vereines eben. Ist vielleicht so was ähnliches wie ein Minister, für die einen. Und für andere eben nur ein Campingplatzbetreiber. Und da sind wir nun.

30. August

Am letzten Ort vor der brasilianischen Grenze haben wir uns nochmal in die weiten Dünen gelegt, bevor wir das Abenteuer Grenzübertritt angingen. Gut zwei Stunden sprangen die Kindern die weichen Dünen hinab, rollten sich im Pulversand nach unten und rutschen auf Bauch und Po große und kleine Hügel hinunter. Sivian buddelte, fiel so manches Mal kopfüber in den Sand und wir saßen ein wenig in der Sonne und genossen die Freizeit. Das klingt jetzt vielleicht komisch, ist aber ganz ernst gemeint: Es kommt uns vor, als hätten wir kaum Zeit. Fast vier Wochen sind wir nun schon mit BIK-Theo unterwegs und wir haben es bisher noch nicht geschafft ein einziges Buch zu lesen, geschweige denn anzufangen. Die Tage sind einfach mit anderen alltäglichkeiten ausgefüllt. Wir schreiben unser Logbuch, versuchen Tagebuch zu führen (was auch nicht immer gelingt), planen die Route für den nächsten Tag, kümmern uns um den Einkauf und das Essen, laden die Bilder von unserer Kamera, sortieren sie und schwups ist der Tag vorbei.

Am frühen Nachmittag sind wir zurück zu BIK-Theo und haben alle frischen Lebensmittelvorräte, deren Bestand wir in den vergangenen Tagen schon konsequent reduziert hatten, in einem riesigen Restegelage verzehrt und dann gings los nach Brasilien. Der kleine Küstenort war ausgestorben, aber einen Grenzübergang gab es. Also fuhren wir hin und wurden prompt durchgewunken. Kris hielt trotzdem und fragte, ob wir noch irgendwo unsere Ein- und Ausreiseformalitäten erledigen können - ganz offiziell mit Stempel im Reisepass. "Jaja, das geht da vorn. Erst gerade aus und dann nach links!" Na gut, wenn er es sagt, er muss es ja wissen. Wir fuhren über den Grenzfluss, noch ein paar hundert Meter weiter und nun waren alle Schilder in portugiesisch verfasst. Ansonsten hatte sich nicht viel verändert - aber es kam uns sehr eigenartig vor, denn hier war nirgends ein Grenzposten zu sehen. Also entschlossen wir uns kurzerhand umzudrehen, fuhren die kurze Strecke vorbei an dem Grenzhäuschen, dass nun nicht mehr besetzt war, zurück zur Nationalstraße auf uruguayischer Seite. Hier starteten wir einen erneuten Versuch und siehe da, eine ganz normale Grenze. In Uruguay ging es ruckzuck: Pässe gestempelt, Carnet geprüft und durch. Keine fünf Minuten und das war's. Nach ein paar Kilometern Quasi-Niemandsland, das aber eigentlich zur Hälfte jeweils Uruguay und Brasilien gehört, auch besiedelt und eine gern besuchte Freihandelszone ist, standen wir an der brasilianischen Grenze.

Sprachprobleme gibt es nun vorerst nicht mehr und so wurde Britta auch bei der Einreise gleich gefragt, ob wir Brasileiros seien. Nein, waren wir nicht, aber damit hatten wir stark gepunktet. Alles lief schnell und professionell und so waren wir nach nicht einmal 20 Minuten auch hier fertig und obwohl BIK-Theo zunächst nur eine 3-wöchige Aufenthaltsgenehmigung in Brasilien erhalten sollte, handelte Britta noch auf drei Monate hoch - nur zur Sicherheit. Nach einer ausführlichen Information an der Touristeninformation und in Anbetracht der Zeit, entschlossen wir uns, heute nicht mehr zu fahren und hier am Strand zu übernachten. Wir fuhren vom Grenzposten zurück in Richtung Uruguay, bogen an der ersten Straße in Richtung Küste ab und fanden uns nach knapp 10 Kilometern wieder an der Stelle, wo wir Uruguay nach unserem ersten Versuch bereits verlassen hatten. Hier stehen wir jetzt noch immer. Zeltplätze gibt es keine, aber wir dürfen in der Einfahrt eines netten Herren parken, den wir auf der Suche nach einem Standplatz ansprachen.

Wie es morgen weiter geht, haben wir noch nicht besprochen. Wir werden einfach mal schauen, wie das Wetter ist. Für das kleine stück Südbrasilien, das wir bereisen wollen, haben wir so zwei bis drei Wochen eingeplant. Aber wir werden mal sehen, was da so kommt. Brasilien ist für Talaja und Ithana emotional sehr vertraut. Sie sprechen die Sprache, sind nicht zum ersten Mal hier und freuen sich auf Carne de Sol (getrocknetes Rindfleisch), Paozinhos de Quejo (Käsebrötchen) und Guarana. Und für uns ist es auch spannend zu sehen, wie sich Marnas verhält. Er versteht ja nun wieder alle, die ihn ansprechen. Heute an der Grenze grüßte er schon einmal ganz freundlich jemanden der reinkam.

Wir haben in letzter Zeit viel Wasser verbraucht - Kühlwasser unangenehmer Weise. Die erste Befürchtung, dass es eine Undichtigkeit im Motor ist, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Vielmehr hat sich Kris Spannungsprüfer schon mehrfach bewährt und nun ist die Erkenntnis gereift, dass offensichtlich der Temperaturgeber (oder wie immer der heißt) defekt ist. Beide Kühlerventilatoren arbeiten, nur eben nicht, wenn sie sollen. Der erste Reparaturversuch - Kris hat einen Abzweig geschaltet, der beim Einschalten des Standlichts den Kühlerventilator startet - endete nachdem es nach gut 10 Kilometern heftig anfing zu stinken. Da war wohl der Abzweig etwas überlastet. Na auf jeden Fall wissen wir, woran es liegt und bekommen das irgendwie geregelt. Sowieso ist es ein guten Gefühl hier mit BIK-Theo umher zu fahren. Denn trotz aller Unkerei schnurrt er bisher nahezu problemlos. Und er gilt hier auch nicht als altes Auto. Als wir einmal in einem Nebensatz fallen ließen, dass er schon nicht mehr ganz neu ist, wurden wir nach dem Baujahr gefragt: "70er oder 80er Jahre? Was, Baujahr 1990? Der ist doch noch fast neu!" Ja, es ist eben alles relativ!

29. August

Gut 20 Kilometer Uruguay haben wir nördlich noch vor uns, dann sind wir in Brasilien. Das Wetter ist inzwischen stabil sonnig und warm. Und so haben wir in den vergangenen Tagen schöne Ausflüge gemacht. So auch gestern. Wir waren auf dem Weg zum Cabo Polonio, einem kleinen Ort, in dem die Bewohner (angeblich viele Aussteiger) ohne fließendes Wasser, Strom und Verkehr in einer schier unendlich weiten Dünenlandschaft leben. Es gibt gemauerte Häuser, aber auch viele zusammen genagelte Bretterhütten. Die Zivilisation scheint weit weg. Nur einige Wenige Fahrzeuge haben Lizenzen, um Besucher oder Bewohner in die geschützte Landschaft zu bringen. Ohne diese bleiben einem nur die eigenen Füße oder Pferde.

Als wir gerade auf den Transporter steigen wollten, trafen wir noch Erich und Michael. Von beiden hatten wir schon gehört, vor einigen Tagen, sie aber nicht angetroffen. Sie wohnen hier in Uruguay, Erich mit seiner Frau schon seit zwei Jahren und Michael erst seit einigen Monaten. Sie waren auf ihren Motorrädern unterwegs und wir nutzten die Gelegenheit zu einem netten Plausch, sammelten einige Informationen und hörten zwei neue interessante Auswandergeschichten.

28. August

Palmenstraße und Sonnenschein!!!S

Soeben ist die Sonne über dem Atlantik an einem vollständig wolkenlosen Himmel aufgegangen und scheint jetzt über das Dünengras direkt in unseren BIK-Theo. Die Wellen rauschen kraftvoll, wenn sie sich mit schäumender Gischt am Strand brechen. Wir sind an der Punta del Diabolo, wo wir direkt am Strand übernachtet haben und unsere Stimmung ist deutlich besser. Es ist Traumwetter. Schon gestern konnten wir nach anfänglichen Wolken einige Sonnenstunden genießen. Wir haben den Eindruck, dass hier noch das wünschen hilft.

Die Punta del Diabolo ist ein kleines Fischerdorf auf einer ins Meer geschoben Landnase. Hier ist momentan - wie überall - kaum etwas los. Nur einige wenige Läden sind geöffnet, aber man ahnt, dass es hier im Sommer an Menschen überläuft. Es ist sehr angenehm jetzt zu reisen. Wir holen bei der lokalen Polizei immer die Genehmigung zum wild Campen ein und erhalten einen Eindruck vom wahren Leben. So auch in einem kleinen Ort, nicht weit entfernt vonhier, Agua Dulces. In der Saison leben dort 16.000 Menschen, im Winter sind es nur 300. Es ist wie die Fahrt durch eine Geisterstadt. Es gibt unzählige Hütten aber kaum Menschen.

26. August

Es regnet, schon seit Mittag! Und gestern war auch kein tolles Wetter. So langsam gehen uns die Ideen aus und Regen und Wolken schlagen auf's Gemüt. Marnas bräuchte mal wieder einen trockenen Spielplatz, um sich auszutoben und Talaja und Ithana würde ein langer Spaziergang entspannen, Sivian wäre glücklich, wenn er mal nach Herzenslust krabbeln könnte und wir beide (Britta und Kris) würden mal die Verstreutheit unserer Kinder genießen. Aber noch sieht es nicht danach aus, als könnten wir das morgen tun. Vorerst hoffen wir, dass uns der geschotterte Sandweg auf dem wir stehen, nicht unter den Rädern zerfließt und wir morgen - so wir denn wollen - hier problemlos wegkommen. Aber wohin nur? Bitte alle Daumen drücken, dass das Wetter besser wird!!!

24. August

Auf unserer Fahrt, die uruguayische Küste entlang, haben wir heute Wale gesehen und gestern auch schon. Nicht im Ganzen, aber immerhin mal die Schwanzflosse, mal die Seitenflosse, mal ein Stück Rücken. Und vor allem haben wir sie gehört. Das war schon ein Erlebnis (siehe Bildergalerie)!

Ansonsten ist nicht viel passiert in den vergangenen Tagen - es ist beinahe Alltag: Wir haben wie gewöhnlich lange geschlafen - bis gegen 8.00 Uhr - dann etwa eine Stunde gefrühstückt. Wir haben uns über das Wetter unterhalten, sind ein wenig gefahren und die großen Kinder haben ihr Schulprogramm fleißig absolviert (davon hat auch Marnas etwas - er kann schon jetzt "Elektronen" und "Chloroplasten" sagen). Unterwegs haben wir mal wieder einen deutschen Aussteiger getroffen und einen gemütlichen "Schwatz" abgehalten.

Also alles in bester Ordnung, auch mit Sivian. Der ist mittlerweile so proper, dass viele der Sachen, die wir für ihn mitgenommen haben, schon jetzt zu klein sind. Aber er futtert ja auch mit Leidenschaft: Brei, Brot, Bananen, Grissini, Yoghurt und Äpfel! Das sind Probleme...

22. August

Nun sind wir an der Küste, heute schon den dritten Tag. Ganz entspannt haben wir die vergangenen Tage verbracht, nachdem wir uns bei unserer letzten Tour ein wenig verschätzt hatten. ZWar waren wir noch vor Einbruch der Dunkelheit an unserem Zielort, fanden aber nach einer langen Fahrt keinen Standplatz für die Nacht. Es wurde dunkler, Marnas war quengelig, Sivian hatte auch die Nase voll und auch wir wurden immer angespannter. Im Stockdunkeln sind wir eine Furchtbar ausgefahrene Sandpiste gefahren, ohne zu wissen, wo wir sind und wie die Gegend ist. Schließlich standen wir vor etwas wie einem Campingplatz. Und nachdem Kris mit dem Nachtwächter gesprochen hatten, der uns zunächst wegschickte, weil hier geschlossen war, ließ er sich am Ende doch noch überreden und öffnete die Einfahrt. Wir waren alle sehr erleichtert!

Den nächsten Tag starteten wir langsam und verbrachten ihn nachfolgend in einem Supermarkt - mit einkaufen, essen, einer langen Unterhaltung mit Thilo (einem Deutschen, der schon seit 7 Jahren hier wohnt), dem Update unserer Homepage und mit spielen in einer riesigen Spielecke. Als wir nach vier Stunden gehen wollten, schauten Ithana und Marnas so enttäuscht, dass wir noch weitere zwei Stunden blieben. Das Wetter war auch nicht eben einladend!"

Gestern gab es zum Frühstück Kuchen (naja Donuts) und eine Kerze stand auf dem Tisch. Denn es war unser durchschnittlicher Geburtstag. Achtzehn sind wir geworden und zur Feier des Tages war herrliches Strandwetter. Talaja und Ithana hatten ihr Lernpensum bereits am verregneten Sonntag erledigt und sich so diesen Tag freigearbeitet. Also haben wir in der Sonne gesessen, gebuddelt, sind am Strand gerannt, mit dem Füßen im Wasser gewesen und haben mal wieder ausgewanderte Deutsche getroffen. Und auch für den Nachmittag hatten wir uns "deutsch" verabredet. Der Sohn unseres fleißigen Gästebuchschreibers Jochen - er heißt Steffen, also der Sohn - wohnt nämlich mit seiner Familie hier und die wollten wir besuchen. Es war ein schöner Nachmittag, Kris konnte endlich mal wieder Kickern (er hat zwar alle Spiele verloren, aber am Ende beteuert, dass er trotzdem ganz viel Spaß hatte), wir saßen vor dem Kamin und Marnas spielte im Zimmer von Pia.

Steffen und Lourdes erzählten ein bisschen vom wirklichen Leben in Uruguay. Und so schön es für uns als Touristen hier ist, so hart ist es für Urugallos. Der durchschnittliche Lohn liegt bei etwa 160 € pro Monat, aber die Kosten sind enorm. Ein Liter Diesel kostet etwa 1 € und auch Lebensmittel sind keine Schnäppchen. Bei einem normalen Einkauf im Supermarkt habe wir 50 € bezahlt. Der harte Winter hat nun auch noch zusätzlich die kleinen Leute getroffen. Ein Teil der Ernte konnte nicht eingebracht werden und Saat ist teilweise vernichtet. Neben dem kleinen Mann gibt es in Uruguay aber auch ganz Reiche, die Porsche, Mercedes und BMW fahren. Eine Mittelschicht gibt es kaum. Bei all dem ist es beinahe verwunderlich, warum die Menschen hier so freundlich sind.

19. August

Wir fuhren gestern zurück auf die Ruta 5 und nach Paso de los Toros, noch mal auf den gleichen Campingplatz. Da gab es warmes Wasser und wir konnten heiß duschen. Heute sollte es dann weitergehen, je nach Wetter. Es regnete. Schon die ganze Nacht, den ganzen Morgen… Kris ging frühmorgens um 6 Uhr auf’s Klo –vor allem auch um den Boden zu testen. War noch okay. Wir frühstückten spät und brauchten dann noch ewig um alles startklar zu kriegen. Und es regnete immer noch. Kris ging noch mal grob die Strecke ab und endlich los. Etwa 50 Meter, dann tat der Dicke sich schwer, ackerte sich noch ein wenig weiter, immer langsamer - bis zum Stillstand und rutschte am Schluss sogar ein klein wenig zurück. Vorbei, wir steckten fest.

Kris fluchte ein wenig vor sich hin, wir beschlossen, uns frei zu arbeiten. Für solche Fälle waren wir ja gut ausgestattet. Keile, Sandmatten, Klappspaten, zwei hydraulische- und Kreuzwagenheber. Der erste Versuch – Matten runter und los: Nichts! Der zweite Versuch – Matten wieder runter, Keile dahinter und los: Wieder nichts! Der dritte Versuch – Aufgebockt, Steine runter, Matten runter, Keile dahinter und los: Noch immer nichts! Uns lief die Zeit davon, denn es regnete immer weiter und mit jeder Minute weichte die Wiese, auf der wir standen weiter auf. Aber so oft wir es versuchten, wir hatten keinen Erfolg. Die Hinterachse hing in einer Kuhle und der Motor schaffte es nicht die Kraft über die Vorderachse auf den Boden zu bekommen, um uns rauszuziehen.

Also brauchten wir Hilfe. Wir gingen zur Rezeption, beschrieben kurz unsere Lage und fragten nach einem Abschleppdienst. Oder was ähnlichem. Es wurde telefoniert und wir wiesen nochmals darauf hin, dass es immerhin um etwa 3,5 Tonnen ging. Kommt gleich, sagten sie schließlich, nach dem dritten Telefonat. Dann kam einer, mit einem kleinen Dreiachser. Das klappt nie, meinte Kris. Wart’s ab, sagte Britta. Die Kette war zu kurz, also fuhr er nochmals los, holte ein weiteres Zugseil. Stand dann schräg über dem kleinen Graben, bedeutete Kris, er solle sich reinsetzen, mitfahren. Britta stand mit dem Fotoapparat an der Seite. Der Motor heulte auf, Kris gab Gas, Räder drehten, qualmten, Dreck spritze nach allen Seiten, rußiger Qualm verließ den Auspuff des Zugfahrzeuges, dessen 4 (von 6) Rädern sich bemühten Halt im Boden zu finden und das mit aller Kraft an der Kette zerrte. Nichts. Der hängt gleich auch fest, dachten wir. Prompt brach der gute Mann von untersetzter Statur, den Nachwuchs auf dem Beifahrersitz, den Gewaltakt ab. Lief nach hinten, löste die Kette, fuhr wieder an… und brauchte tatsächlich eine Minute und einige Anlaufumdrehungen bis der eigene Wagen –wohl zur Erleichterung aller- über den kleinen Graben rumpelte. Er positionierte ihn flink um, Kette wieder ran und erneuter Zugversuch, dieses mal vom Weg aus. Nichts zu machen, BIK-Theo ruckelte etwas hin und her, mal mehr, mal weniger, aber keineswegs genug um vorwärts zu kommen. Kette wieder ab und zum 2. Mal brauste der Wagen davon. Wir sahen ihn immer kurz darauf über die große Brücke rasen. Britta versuchte sich zwischenzeitlich im BIK-Theo etwas aufzuwärmen, die Hände waren kalt und klamm. Kris blieb sehr unruhig, dachte über einen Plan B nach, falls das mit dem Rausziehen nichts würde... Zwischendurch kamen noch weitere Männer, mit guten Ratschlägen und einem aussichtslosen Versuch BIK-Theo mit einem Chevy aus dem Matsch zu ziehen.

Dann kam ein großer LKW mit dem Mann vom Abschleppwagen. Hielt vor dem Chevy und nach einem kurzen Gespräch räumte der Chevy den Weg. Die Zugkette wurde vorn am LKW befestigt. Der hat Kraft, eine geballte Ladung Energie. Erst langsam, aber dann, als er rollte, da schien es ganz einfach. Der LKW fuhr rückwärts und nahm BIK-Theo wie am Gängelband mit, hoppel-hoppel–ruckel und noch ein letzter Hopser. Und er stand auf dem Weg. Geschafft!

Ja, so war das. Wir waren draußen, sahen aus wie die Schweine, vor allem Kris, der 6 oder 7 mal den Wagenheber eingesetzt hatte. Unser Zeug war überall verstreut aber BIK-Theo war draußen. Die drei Retter ließen sich vor ihrem Riesenbrummi noch mal ablichten und verschwanden dann ruck-zuck wieder. Wir haben die Sachen erst mal provisorisch gesäubert und eingepackt. Es regnete immer noch. Auf nach Süden, morgen soll die Sonne scheinen.

18. August, die Zweite

Ursprünglich hatten wir geplant, heute den Arnold zu besuchen! Wir waren auch schon auf dem Weg zu ihm, den er uns gut beschrieben hat: Abfahrt bei Kilometer 46,5 - entlang der Schotterpiste, links, rechts usw. - und hinter der zweiten Brücke sind es dann nur noch 4 Kilometer bis zu seinem Haus. Das Problem war nur, dass wir es nicht einmal über die erste Brücke geschafft haben.

Gut, die 20 Kilometer Schotter- und Schlaglochpiste hatten wir eingeplant und mit äußerst umsichtiger Fahrweise versucht zu meistern. Aber die Brücken... Wir standen vor der Ersten und waren uns äußerst unsicher, ob diese die 3,5 Tonnen unseres BIK-Theo trägt. Kris ist ausgestiegen, ein Mal rüber gelaufen und hat drunter geschaut. Im Prinzip machte sie schon einen stabilen Eindruck... Dann hat noch Britta begutachtet und auch Ithana hat sich die Konstruktion aus der Nähe angeschaut. Unsere Entscheidung: "Okay, wir machen's!"

Also stieg Kris hinters Steuer und fuhr die Vorderachse rauf. Dann packten ihn aber doch Zweifel und er stieg für eine erneute Inspektion aus - mit dem Ergebnis, dass er nachfolgend den Rückwärtsgang einlegte. Wir kapitulierten! Schade, hätten wir doch wirklich gern gesehen, wie Arnold mitten auf dem Land lebt, aber nicht um das Risiko einer nichtpassierbaren Brücke. Na mal sehen, was wir noch für abenteuerliche Strecken fahren werden und vielleicht schmunzeln wir dann darüber, dass wir diese "sichere Brücke" nicht überquerten, aber wir hatten einfach ein ungutes Gefühl.

18. August

Vorgestern abend saßen wir hier, in San Gregorio de Polanco, in unserem BIK-Theo beim Abendessen, als wir plötzlich dicht neben uns einen Hund kurz aufheulen hörten, so als ob er einen Tritt bekommen hätte. Wir haben dem keine weitere Beachtung geschenkt, bis sich heute morgen das Bild zu einem Ganzen fügte. Und zwar wie folgt:

Kris hat gestern als er abends auf's Klo wollte beim Aussteigen eine kribbelige Sensation in den Fingern gespürt. "Komisch was war das denn? Und vor allem woher kam es? Hierher, nein. Oder hierhei, nein auch nicht. Hierher, autsch, ja!!!" Fakt war, dass BIK-Theos Karosse unter Strom stand. Na sowas! Nichts wie den Spannungsmesser rausgeholt und nachgemessen - 110 Volt. Nach einer kurzen Fehlersuche haben wir uns dann vom Strom abgeklemmt und die Lösung auf heute verschoben. Morgens begann Kris mit der Analyse und hat dabei gleich eine Undichtigkeit in unserem Wassertank geflickt. Aber woher kam die Spannung auf der Karosse? Offensichtlich lag der Fehler am Anfang unseres Stromleitungssytems. Also haben wir alles ausgeräumt und das Kabel abgesucht. Aber es sah intakt aus. Nun ja, was bleibt? Noch mal durchmessen und am besten bei der Spannungsquelle beginnen. "Uuups, was ist das denn? Der Nullleiter führt ja Strom..." Da war das Problem, der Nullleiter stand unter Strom und war auf unsere Karosse geerdet. Hat wohl irgendjemand beim Verkabeln einen bösen Fehler gemacht. Na zum Glück ist uns nichts passiert. Und das Hundejaulen? Am linken Vorderrad waren Pinkelspuren... Das wird der Ärmste wohl nie wieder machen.

Arnold, stehend; Stephan sitzend

Gestern war hier ein richtiger Untag. Wolkig, kalt und windig. Und so haben wir die meiste Zeit des Tages in BIK-Theo verbracht. Nur am Abend waren wir ja von Arnold (der wir ihr ja schon wisst Österreicher ist und auch noch einen passenden Nachnamen trägt - Egger) und Stephan eingeladen. Stephan kommt eigentlich aus München (wen wunderts noch) und baut hier gerade ein Hotel. Wir haben uns am Abend nett unterhalten und natürlich ist es ganz besonders interessant, Berichte über ungewöhnliche Lebenswege und Land und Leute aus erstem Mund zu hören. Es ist echt spannend, wie viele interessante Leute wir in unserer kurzen Zeit bereits getroffen haben. Jetzt machen wir uns gleich noch auf zu Arnold, der einige Kilometer von hier entfernt wohnt und eine kleine Viehwirtschaft hat. Und dann geht es spätestens morgen weiter in Richtung Küste!

16. August, die Zweite!

So, nun ist es wieder Abend geworden, wir stehen (mal wieder alleine) auf einem riesigen Campingplatz, diesmal in San Gregorio de Polanko, ca. 80 km westlich vom vorherigen Standplatz. Marnas und Sivian schlafen bereits und Talaja und Ithana haben bis vor einer Minute noch Grundrisse ihres Traumhauses aufgezeichnet. Vor allem war das sehr groß, aber beiden beteuerten auf Nachfrage, dass der Platz in BIK-Theo ausreicht. Und er reicht ja auch tatsächlich, denn er ist ein kleines Raumwunder und es gibt verschiedene Aufenthaltsorte (vorne, hinten, oben und draußen) und so kann jeder mal ein wenig Ruhe haben. Und natürlich klappt es auch so prima, weil alle mitmachen und - zumindest bis jetzt - größere Streitereien ausblieben. Unsere vorangegangenen Urlaube waren dafür ein gutes Training.

In den vergangenen Tagen haben wir überraschend viele Deutschsprachige getroffen. Angefangen hat es mit Bettina und Herrmann, zwei Münchnern, die gerade in Uruguay ihren Urlaub machen und die uns im Valle Eden erblickten. Dann ging es heute nachmittag weiter, am Staudamm. Nur wir und noch vier andere Leute waren dort. Und woher waren die wohl? Richtig, aus Deutschland und nicht nur das, sondern auch aus Bayern. Und zur Krönung sprach uns heute abend, in der kleinen Stadt in der wir gerade sind, der Arnold beim Einkauf im Krämerladen an. Er ist Österreicher (klar bei dem Namen), Forstingenieur und lebt schon seit 10 Jahren hier. Jetzt haben wir uns aus lauter Neugier für morgen mal lose verabredet... Witzig nicht?

16. August

"Buenos tardes Alemania" rief der Mann aus dem vorbeifahrenden Pickup und winkte uns zu. Das war im Valle Edén ("Tal Eden"), in dem wir zwei unaufgeregte Tage verbrachten. Valle Edén war eine lose Ansammlung von 6 Häusern, einem Fluss, einer Hängebrücke, einem alten Bahnhof und einem Campingplatz. Letzter bestand im wesentlichen aus einer großen, leeren Wiese. Unsere Frage, ob denn offen sei, wurde mit einem energischen "Si, si." beantwortet, was uns sehr freute. Und die Kosten? Nichts um diese Jahreszeit, trotzdem wurde für uns gleich den Boiler angeschaltet, damit wir warm duschen können.

Mit unserem BIK-Theo sind wir hier der sprichwörtliche bunte Hund. Auf unserer Fahrt durch das Land werden wir oft gegrüßt, von überholenden PKW's, entgegenkommenden Lastwagen, an der Straße stehenden Menschen oder wie neulich an einer Tankstelle inmitten der Pampa. Neugierig wurden wir von einer Bauarbeiterkolonne beobachtet, bis sich der Älteste ein Herz fasste und uns ansprach. Die Unterhaltung gestaltet sich allerdings schwierig, da uns sein breites Castellano, formuliert in einem weitgehend zahnlosen Mund, meistenteils unverständlich war. Aber ganz offensichtlich hat er an der Unterhaltung Spaß und wir auch. Oder neulich in der Provinzhauptstadt Tucarembo. Wir parkten am Straßenrand und wurden gleich darauf angesprochen, woher wir kamen. Es macht Spaß zu sehen, wie sich die Menschen für uns Fremde interessieren.

Seit gestern sind wir nun wieder auf der Straße. Unser Ziel: die Atlantikküste. Wir planen immer nur kleine Strecken, damit wir etwas von Land uns Menschen haben. Aber manchmal dauert's eben doch ein wenig länger. Wie beispielsweise gestern, als wir den Empfehlungen eine Touristeninformationsblattes folgten und uns aufmachten in einen "schönen Ort, der für Besucher alles bietet" - Villa Ansina. Was für ein Reinfall nach 60 Kilometern Nebenstraße (gleichbedeutend mit Schlaglochpiste). Villa Ansina, ein kleines langweiliges Straßendorf von knapp 800 Metern Länge am Ufer des Rio Tucarembó, hatte für uns rein gar nichts zu bieten. Ein einziger Spielplatz und der auf privatem Gelände, auf dem man immerhin auch hätte campen können. Wir entschieden uns dagegen, fuhren die olle Straße 60 km zurück und dann Richtung Süden nach Paso de los Toros.

Typische südamerikanische Städte gleichen einem Schachbrett. Die Straßen sind gleichmäßig im rechten Winkel zueinander angelegt, häufig recht dicht bebaut und abseits der Hauptstraße gehen die Wege recht schnell in Sandpisten oder Matschpisten (je nach Wetter) über. Häufig gibt es auch einen zentralen Platz, auf dem sich der Großteil des öffentlichen Lebens abspielt, wo man sich trifft und unterhält. Es gibt wenige Supermärkte, dafür viele kleine Läden, die Obst, Gemüse und ein paar sonstige Lebensmittel anbieten - und um die Ecke ist eine kleine Tankstelle! So ist auch Paso de los Toros, mit der Ausnahme, dass dieser Ort geprägt ist von einer breiten Hauptstraße mit Mittelstreifen, der von Querstraßen und großzügig angelegten Kreuzungen unterbrochen wird.

Nachdem wir uns gestern hier noch ein wenig umsahen, geht es heute weiter. Zunächst ist jedoch noch das Pflichtprogramm zu absolvieren. Während der Marnas noch mal alle Geräte des kleinen Spielplatzes nebendran ausprobiert hat und nun den größeren auf der anderen Seite des Platzes testet, arbeiten sich Talaja und Ithana durch ihr tägliches Lernprogramm, für das sie sich selbst sowohl den zeitlichen als auch inhaltlichen Umfang festgelegt haben. Hierbei bleibt natürlich die eine oder andere Verständnisfrage nicht aus, aber im Großen und Ganzen klappt es super!

11. August

Inzwischen sind wir in Uruguay, der Schweiz Südamerikas. Uruguay ist mit einer Fläche von etwa der Hälfte Deutschlands das zweitkleinste Land in Südamerkia. Insgesamt 4 Millionen Menschen wohnen hier, davon die Hälfte in Montevideo. Und wer jetzt denkt, dass dieses Land unglaublich menschenleer sein muss, der hat absolut ins Schwarze getroffen.

Am Freitagnachmittag haben wir also Argentinien vorerst verlassen. Ganz einfach war das nicht, der Grenzformalitäten wegen, aber in knapp unter einer Stunde waren alle Aus- und EinreiseScheine (inklusive Durchschlag mit Blaupapier) fertig, die Stempel in unseren Pässen und auch BIK-Theos Papierkrams war erledigt:

Als wir gegen 14:05 Uhr am Grenzposten eintrafen, war nur wenige Trucks seitlich geparkt. Wir nahmen uns ein Beispiel, stellten den Dicken dort ab und Britta und Kris begaben sich mit sämtlichen Papieren in das Abfertigungsgebäude. An der Reihe erläuterten wir kurz, dass wir eine Familie mit 4 Kindern sind - und einem ‚Motorhome’ - und nach Uruguay einreisen möchten. Dabei bekam der Grenzer von uns einen Stapel Dokumente in die Hand gedrückten: 6 Reisepässe, 1 internationale Zulassung, 2 internationale Führerscheine. Der argentinische Grenzbeamte blätterte alles gewissenhaft durch, gab uns die Führerscheine gleich wieder zurück, fragte, welche Funktion die internationale Zulassung erfülle und während wir erklärten, fiel uns das Carnet (Zolldokument für vorrübergehend eingeführte Fahrzeuge) ein: ah ja, damit konnte er etwas anfangen. Suchte einen Namen auf dem Carnet und den zugehörigen Pass. Dann die Kennzeichen-Nummer. Passte alles. Und dann tippte er Pass für Pass in seinen Computer. Verschwand letztlich mit den ganzen Reise-Dokumenten im Nebenraum und überreichte uns schließlich den Stapel mit einem kleinen Zettelchen mit einer 6 drauf. Ende erste Etappe.

Nun zum uruguayanischen Beamten, einen Meter nebendran. Inzwischen stand hinter uns eine Schlange von etwa 20 Personen, die nicht sonderlich begeistert schienen, dass wir ein eher komplizierterer Grenzfall waren. Der Beamte von Uruguay unterschied sich deutlich vom argentinischen. Während die Argentinier mit Kurzhaarschnitt in Militäruniform Dienst tun, machte Senor Uruguay einen legeren Eindruck: Blaue Strickjacke über dem ausladenden Bauch und Wuschelkopf. Er musste für jeden von uns einen Zettel (inklusive Durchschlag mit Kohlepapier) ausfüllen. Das dauerte. Zwischendurch traten weitere wartende an ihn heran, er fragte mit Blick aus den Augenwinkeln nach Reiseziel, Dauer und ob die Rückkehr über diese Grenze erfolge. Anschließend wurden die Meisten durchgewunken. Wir blieben entspannt, lief bislang alles nach Wunsch. Schließlich war er mit dem Pass-Stapel fertig und auf unsere Nachfrage, wie es nun weiterginge, bedeutete er uns, dass nun jemand vom Zoll käme. Ende zweite Etappe.

Wieder ein Argentinier. Dem schien beim Anblick des Carnet nicht so ganz wohl zu sein. Er nlätterte, las, überlegte, blätterte und las erneut. Füllte schließlich den Ausreiseabschnitt aus und gab uns das Carnet stolz zurück. Und die Einreise nach Uruguay? fragten wir mit Blick auf's Carnet. Ah ja, er verschwand nach hinten und gab das Carnet an jemand anderen weiter. Zehn Minuten später waren wir fertig. Einsteigen, langsam durch die Grenzschranken rollen, beim argentinischen Beamten halten und ihm den Zettel mit der 6 geben. Einer bat um das Öffnen der hinteren Tür, warf einen Blick in den ‚Wohnraum’, grüßte und winkte uns weiter. Das gleiche beim Beamten von Uruguay. Haben die wirklich nach etwas geguckt oder war es nur Neugierde? Ja und dann waren wir durch. 50 Minuten. Und das Fazit? 1. Immer freundlich bleiben. 2. Immer Zeit haben.

Nun ging es weiter nach Norden, diesmal auf der anderen Seite des Rio Uruguay. Schön war's inzwischen. Noch am Morgen waren wir bei tiefhängenden Wolken und fiesem eisigem Wind losgefahren und nun schien die Sonne. Nach achtzig Kilometern, auf den wir insgesamt nur knapp 50 Fahrzeugen begegneten, waren wir da: In der Therme am Rio Arapey, einer schönen Anlage mit - wer ahnt es? - wenig Besuchern.

Nach einer frostigen Nacht haben wir heute Wäsche gewaschen, BIK-Theo geputzt, waren am Nachmittag baden und haben am Abend gegrillt. Toll ein richtig prima Sonnabend!

8. August

wir im Nationalpark El Palmar

Für den heutigen Tag hatten wir ebenfalls nur eine kleine Etappe eingeplant. Der Himmel war uns wohlgesonnen, die Sonne konnte die weiterhin kühlen Temperaturen im Laufe des Tages durchaus wettmachen, und wir brachen auf in Richtung des Nationalparkes El Palmar. Vorher -wie immer - noch ein Zwischenstop im Internetcafé, denn ehrlich gesagt sind wir immer ziemlich neugierig auf unsere Gästebucheinträge und Emails. El Palmar ist eine schöne Anlage: weitläufig mit Yatay-Palmen soweit das Auge reicht. Wir fuhren auf der roten, unbefestigten Strasse 12 Kilometer bis zum Parkzentrum am Rio Uruguay und fanden dort einen schönen ruhigen Stellplatz. Hier ist auch nichts los, so außerhalb der Saison. 3 weitere Camper konnten wir ausmachen. Die Kinder spielten und tobten und später machten wir noch einen Spaziergang zu historischen Ruinen auf dem Gelände. Auf einem Wanderpfad ging es durch dichtes Dickicht und stellenweise hingen armdicke Luftwurzeln in ausgedehntem Gewirr neben dem Weg. Ithana und Marnas fanden eine, auf der man schaukeln konnte. Spannend wurde es aber am Abend noch, als die Mädels nach dem Essen zum Zähneputzen gingen und wegen der Dunkelheit eine Taschenlampe mitnahmen. Da hörte man bereits hier und da ein Quieken oder einen grunzenden Laut. Und im Lichtkegel huschte etwas zur Seite, was wie eine Mischung aus Kaninchen und Katze aussah. Oder -wie es gern beschrieben wird: wie ein vergrößertes Meerschweinchen. Das waren die Carpinchos, bis zu 1 m große Nager, offenbar nachtaktiv. Und Kris und Britta haben im Licht der Laterne sogar in nicht einmal 10 Meter Entfernung ein Gürteltier über den Weg laufen sehen. Aber die Vorstellung war noch längst nicht zuende. Bis weit in die Nacht waren ein ausgeprägtes und vor allem lautes Gequieke, Geraschel und gelegentliche Grunzlaute zu hören, zumeist direkt an oder sogar unter unserem Auto.

7. August

Grau in grau

Am Montag verabschiedeten wir uns von Capilla und die Welt erschien wie ein Meer von Grau: grau der tief verhangene Himmel, der die Spitzen der Hochspannungsmasten verschluckte, grau die Strasse und die einsamen Pferdefuhrwerke, die dreckbespritzten Autos, grau der Geldtransporter an der Ecke vor der Bank mit seinen schwer bewaffneten Sicherheitsleuten, grau der Nieselregen und sogar der ungemütliche Wind. Auf der Strecke Richtung Norden ging es über das Sumpfland des Paraná-Deltas mit vereinzelten Rindern oder Pferden, auf einer Strecke, die so weit geradeaus ging, das ein Ende nicht sichtbar wurde. Die erste Tankstelle in Capilla wollte nur Diesel für 20 Pesos (~5 Euro, ca. 18 Liter) abgeben, die nächste in einsamer Wildnis verlangte gleich doppelt so viel, dafür war die Menge nicht begrenzt.

Wir waren aber alle guter Dinge, gespannt auf all das Neue, das vor uns lag. Unser Ziel war Gualeguaychú, ein Ort am Rio Uruguay, dem Grenzfluß zwischen Uruguay und Argentinien. Dort sollte es ein Thermalbad geben. Als wir ankamen war das Wetter immer noch ungemütlich und die Kinder verschwanden gleich im warmen Becken, während Britta und Kris noch den ‚Internet-Point’ aufsuchten, um Mails herunter- und die Seite hochzuladen. Die Verbindung war ziemlich bescheiden und die Aktion endete darin, dass die aktuelle Logbuchseite nun ganz leer blieb – wie es wohl der ein oder andere bemerkt hat. War zu dem Zeitpunkt nicht mehr zu reparieren und wir mussten es auf den nächsten Tag verschieben. Das Thermalbecken war genial, wir hatten riesigen Spaß und waren hinterher alle total aufgeheizt.

Montag war aber auch ‚erster Schultag’ für die Großen. Ab jetzt steht täglich eine Lerneinheit auf dem Programm. Am ersten Tag ging es erst einmal um eine sinnvolle Planung der Zeiteinheiten und des Lernstoffes.

Buddeln am Flussstrand

Und heute Morgen, am Dienstag: Sonne und ein strahlend blauer Himmel ohne eine einzige Wolke, dazu eine warme laue Luft. Wir mussten bis 10 Uhr vom Platz sein und wollten heute nur eine kurze Strecke, bis nach San José zur nächsten Therme fahren. Wir fuhren geradewegs nach Norden und – für uns ungewohnt: direkt auf die Sonne im Norden zu. Die Atmosphäre auf der Straße war gleich eine ganz andere – zumindest bis uns etwa 20 Kilometer vor San José die Polizei im Rahmen von Straßenkontrollen anhielt. Ist ja nicht unüblich in Südamerika und dabei wird bekanntermaßen gerne abgezockt. Kris quatschte erst ein wenig mit einem der Polizisten, es ging um unser Ziel (San José) während Britta die weiteren Papiere aus dem Safe kramte. Dann wurde noch nach dem vorschriftsmäßigen Zubehör gefragt: klar haben wir ein Warndreieck und ein Geschwindigkeitsbegrenzungsschild ‚90’ (hatten wir wirklich schon, klebte aber noch nicht dran, hat aber auch keiner nachgesehen). Aber – einen Feuerlöscher hatten wir nicht. Mist, das war uns entgangen. 250 Pesos wollten sie sehen, Kris konnte runterhandeln auf 64 (angeblich unser letztes Bares). Dann kam noch einer dazu und wollte wegen Anschnallen der Kinder weitermachen. Wir haben abgewunken: der Dicke ist schließlich für 7 Personen zugelassen und Sitzgurte gibt es nur vorn. Sie haben nicht weiter nachgehakt, wir hatten nach deren Erkenntnissen eh kein Bargeld mehr da. 1 Km weiter haben wir an einer Tankstelle angehalten und gleich einen Feuerlöscher gekauft. Wir sind gespannt, wie es das nächste Mal abläuft.

San José ist ein nettes Städtchen. Wir wollten uns aber nicht lange aufhalten, denn der Marnas fragte inzwischen schon zum fünfhunderttausendsten Mal, wann wir denn endlich am Schwimmbad ankämen. Aber ein WiFi haben wir gesucht und gefunden und konnten die Homepage aktualisieren, zum Glück. Im Anschluss weiter Richtung Therme und dort auf den Campingplatz, der schön an dem zurzeit sehr einsamen Sandstrand des Rio Uruguay lag. Hier war natürlich erst einmal Spielen angesagt: etwa 4 Stunden buddeln, matschen, bauen, schaukeln und mit den Füßen im Wasser laufen. Auch die großen Kinder. Und hinterher in die warmen Becken der schönen Thermalanlage (dieses Mal Süßwasser). „Irgendwie ist hier alles anders“ meinte Ithana am Abend und erläuterte es auf Nachfragen nur so: na, die Quellen, und die Landschaft und so... Der Campingplatz war vollkommen verlassen und dessen sanitären Einrichtungen grottenschlecht. Aber wir durften uns neben den Zaun der Thermalanlage stellen und uns bei denen sogar Strom zapfen: supernett, die Leute hier.

5. August

Relativ spät haben wir mit BIK-Theo am Sonnabend Buenos Aires verlassen. Nachdem wir all unseren Krams eingepackt hatten, war es schon früher Nachmittag geworden. Um sicher zu gehen und noch vor Einbruch der Dunkelheit einen Stellplatz zu haben, wollten wir nur eine kleine Etappe fahren, 30 km. Wichtig war es uns los zu kommen und vielleicht noch die Markise zu reparieren oder zu demontieren.

Es war schon verblüffend, wie viel Heimelichkeit unser BIK-Theo ausstrahlte - er ist eben wirklich ein Stück zu hause, das wir mitgenommen haben. Unsere Fahrt durch und aus Buenos Aires war sehr entspannt. Es herrschte lediglich Sonnabendmittagverkehr und so genossen wir die Strecke hinaus aus dem Zentrum vorbei an häßlichen Plattenbauten und dann durch die gediegenen Vororte, in denen - trotz Winters - das Gras saftig grün aussah.

Marcelo und Britta

Angekommen am Fahrtziel mussten wir feststellen, dass die im Reiseführer beschriebenen Campingplätze nicht existierten. Da uns aber noch genüg Zeit blieb und wir extra für diese Fälle ein argentinisches Campingverzeichnis gekauft hatten, fuhren wir eben zum nächsten Ort. Dort bot sich allerding das gleiche Bild: Heruntergekommene Häuser, kaputte Straßen, brach liegende Lagerhallen und ein wenig Kleinindustrie aber nirgends ein Campingplatz - vor allem aber auch keine Gegend zum Camping. Das bestätigte uns auch Marcelo, den wir fragten, ob er die beschriebenen Plätze kenne: Hier ist keinen Gegend zum Campen! Aber wie so oft beließ er es nicht bei dieser Auskunft, sondern begann seine Karten zu studieren, rief die Auskunft an und versuchte auch die Telefonnummern der angegebenen Campingplätze. Alles ohne Erfolg. Schließlich fuhr er mit seinem Abschleppwagen vor und forderte uns auf, ihn zu einem Club zu folgen, bei dem er fragte, ob wir die Nacht auf dessen bewachten Parkplatz verbringen dürften. Durften wir aber nicht. Und so war es ihm letztlich sichtlich unangenehm, dass er uns nichts bieten konnte, außer dem Tipp von hier weg zu fahren. Für uns aber war diese Begegnung sehr bezeichnend. Denn es war bei weitem nicht das erste Mal, dass sich hier Menschen für uns Zeit nahmen, um zu helfen.

Oldtimer-Treffen in Capilla del Senior

Durch Zufall sind wir auf einen Campingplatz aufmerksam gemacht worden, der sich am Ende einer 10 km langen Sandpiste befand. Inzwischen war die Sonne auch bereits unter gegangen, sodass zumindest Kris nun endlich etwas finden wollte. Wir parkten gerade vor der Einfahrt des verlassen aussehenden Platzes als ein alter Herr in dickem, und mit Tesafilm geflicktem Mantel uns aus seinem Fahrzeug heraus fragte ob wir hier übernachten wollen, wo wir herkommen und hinfahren. Wir unterhielten uns ein wenig und dann stieg er aus und begleitete uns auf den Platz, wo er den Chef suchte und fand und uns vorstellte. Der Campingplatz besteht im Grunde nur aus ein paar festgefahrenen Wegen zwischen Bäumen und vor allem Asado-Grillplätzen. Es sieht hier so aus, als hätte er seinen Zenit schon lange überschritten, aber wir waren heilfroh endlich angekommen zu sein und der Empfang war herzlich. Extra für uns, die einzigen Gäste, hat der Chef dann nach die Elektrische Anlage in Betrieb genommen und so mussten wir trotz einer eisigen nächtlichen Außentemperatur nicht frieren. Auch mit dem Chef des Platzes haben wir dann noch eine Weile geschwatzt und er erzählte uns, dass sie gerade die Vorbereitungen für ein Oldtimer-Treffen, das morgen stattfindet abschließen. Und obwohl uns die Stadt, als wir am Abend zum Essen gingen, sehr traurig und trostlos vorkam, beschlossen wir das Großereignis am kommenden Tag mitzunehmen.

Zuhause bei Izaak

Heute morgen, nach einer wohligen Nacht (aber einem kalten Morgen, da der Strom alle war), stand plötzlich wieder der alte Herr, Izaak, vom Vorabend da und brachte uns Frühstück - Kekse und Gebäck. Er beriet uns in Sachen Weiterfahrt und lud uns zum NachmittagsKaffee zu ihm nach hause ein. Diese Einladung konnten und wollten wir vor allem nicht ausschlagen und so fuhren wir, nachdem wir im Rahmen des Oldtimer-Treffens noch weitere freundliche Bekanntschaften gemacht hatten, zu siebt in seinem Polo. Daheim erwartete uns seine Frau und mit heißer Milch und Honigbroten wurden wir freundlich bewirtet.

Morgen geht es nun definitv weiter in Richtung Norden, der Wärme entgegen. Aber diesen kleinen Ort, Capilla del Senior, und seine Menschen werden wir in guter Erinnerung behalten.

3. August

Die Markisengeschichte soll wohl kein Ende nehmen, zumindest kein absehbares, denn nachfolgend findet ihr eine neue Episode. Traurig, aber wahr, und im Rückblick kann man dann hoffentlich darüber lachen…

Zunächst aber das positive Ereignis des Tages: wir haben BIK-Theo abgeholt. So ein Wohnmobil aus dem Hafen zu holen kann einen tatsächlich 2 Tage beschäftigen und wir wissen immer noch nicht wofür die hunderttausend Formulare, die wir an 5 (oder 6?) verschieden Stellen erhalten und weitergereicht haben eigentlich gut waren. Aber irgendwann zwischendrin war es tatsächlich so weit und Britta fuhr mit Sicherheitshelm auf dem Kopf und Warnweste über der dicken Jacke in einem Betriebsbus zwischen großen Containerbergen über das Hafengelände, wurde von einem wettergegerbten Arbeiter mit wenig Zähnen zu einem internen Büro begleitet –hier wieder Papierkrams- und erhielt anschließend: den Zündschlüssel! Noch ein kurzer Weg in eine riesige, beinahe leere und gut gesicherte Halle und da stand er. BIK-Theo, genauso wie sie ihn im Hamburger Hafen abgegeben hatte: mit seinen Adlern und den kleinen Macken, ein sehr vertrauter Anblick und fast so, als habe er erwartet, jetzt abgeholt zu werden. Der Tageskilometerzähler hatte seit dem Hamburger Hafengelände 1,9 km gezählt. Problemloser Start der Maschine und dann ging es langsam zwischen den Containern zurück zum Terminal-Gebäude wo Kris und die Kids schon draußen warteten und sich riesig freuten. Jetzt fehlten zwar immer noch ein paar Formalitäten, aber die ließen sich in der nachfolgenden Dreiviertelstunde auch klären und schließlich und tatsächlich fuhr der Dicke durch das Terminal-Gate, durch den Zoll und vom Hafengelände. Willkommen in Argentinien!

Was uns rückblickend am meisten aufgehalten hat, war zum einen der Umstand, dass wir uns nur mäßig gut verständigen konnten (Mischung aus Portugiesisch, ein paar Brocken Castellano und gelegentlichem Englisch), aber vor allem, dass die Einfuhr eines einzelnen Wohnmobiles eben nicht Tagesgeschäft ist, die Formalitäten unübersichtlich und deswegen immer irgendwo etwas fehlte, nachgetragen werden musste etc. Auch, dass sich die Zuständigen auf mehrere Gebäude verteilen, erleichtert die Sache nicht gerade. Jetzt, wo wir es einmal durchgezogen haben, würde es das nächste Mal vermutlich nur einen halben Tag dauern…. Aber entgegen diverser berichte, die an uns herangetragen wurden: wir haben die Agentur in der Stadt bezahlt (ca. 45 US$) und eine Hafengebühr von 165 US$ und keinerlei dubiose andere Posten.

Bis dahin war alles prima. Es war inzwischen zwar wieder 4 Uhr nachmittags, aber wir hatten unser Auto und dem Start – am nächsten Tage- stand nichts mehr im Wege. Kris machte noch ein Foto vor dem Terminal, dann fuhren wir erst einmal geradeaus los, mit der Idee, noch mal anzuhalten für ein weiteres Foto. Haben wir etwa 200 Meter später auch gemacht, vor einer Bushaltestelle. Kris machte noch ein Bild, fand den Blick allerdings nicht mehr so spektakulär und stieg ein, damit wir weiterfahren können. 3 Meter kamen wir etwa voran, danach ein scheußliches Geräusch vorne rechts, Britta bremste, aber zu spät. Kris erste Worte als er Sekunden später wieder draußen stand: ‚uns hat’s die Markise zersägt –aber total’. Das traf es leider ziemlich genau. Die gesamte Markise war um einen halben Meter nach hinten verschoben, die Abdeckklappe offen, das Seitenteil zerschmettert am Boden, das rechte Rollenende ohne Aufhängung, der Alkoven vorn etwas zerbeult, hinten stand das Gestänge entsprechend einen halben Meter über das Auto usw.…

Das kann ja eigentlich nicht wahr sein. Da machen wir sooo ein Theater um eine neue, passende (!) Markise, die wir in schweißtreibender Aktion ans Auto basteln, um das Ding 10.000 Kilometer über den Ozean zu schippern und an dem ersten besten (und einzigen) Baum 200 Meter hinter dem Hafen zu zerschroten??! Denn genau das war passiert: der überstehende Rest eines abgesägten Platanen-Astes hatte, vermutlich bei leichter Schräglage des Autos wegen der schiefen Strasse genau die Ecke der Markise erwischt. Was sollen wir jetzt davon halten? Ist es unser Schicksal ohne Markise zu fahren? Und was machen wir jetzt mit der? Zum Glück konnten wir weiterfahren und regelmäßige Leser und Bildergucker können sich vorstellen, dass wir bei den hiesigen Anblicken auf den Strassen und am Straßenrand keines besonderen Blickes gewürdigt wurden. Über das weitere werden wir wohl erst einmal eine Nacht schlafen. Und morgen dennoch losfahren.

2. August

Heute waren wir am Hafen, insgesamt 6 Stunden und sind unserem BIK-Theo schon einen ordentlichen Schritt näher gekommen. Das ganze ist aber ein Geduld- und vor allem Suchspiel, das Ithana wie folgt beschrieb:

"Wir sind an einen Ort gegangen und haben dort einen Polizisten gefragt. Der hat uns woanders hingeschickt und da sind wir dann hingegangen. Dort haben wir wieder einen Polizisten gefragt, der uns wieder in die andere Richtung schickte. Also sind wir da 'lang gegangen, haben aber gedacht, dass das falsch sein muss, weshalb wir wieder zurück gegangen sind. Dort war es aber auch nicht. Also sind wir woanders hingegangen, in ein Haus und haben dort gefragt. Die haben uns in ein anderes Haus geschickt und dort haben wir wieder gefragt und dann haben die uns weiter in ein noch anderes Haus geschickt. Da sind wir dann hingegangen und haben gewartet. Dann haben wir die Tür auf gemacht, aber die sagten, dass sie gerade Mittagspause haben. Also sind wir ersteinmal was essen gegangen und dann zurück. Wir mussten wieder warten und waren dann endlich dran. Zwischendurch ist Kris rausgegangen, weil Sivian unruhig war und Mama wurde weiter geschickt in ein Büro zwei Türen weiter. Dort haben sie dann gesagt, dass wir eine Tür zurück müssen und die erklärten Mama, wo das Auto steht. Das hat sie aber nicht verstanden, weil der Mann in eine Richtung wies, wo keine Tür war. Dann ist Kris nochmal zu dem Mann gegangen und der hat uns dann in das Haus geschickt, wo man uns weg geschickt hatte. Dort hat uns die Frau gesagt, dass wir mit dem Bus zum anderen Terminal fahren müssen. Da haben wir dann gewartet, sind drangekommen und fertig."

So ganz fertig sind wir nun aber doch noch nicht. Denn von dort schickte man uns zu einer Bank in der Stadt, die allerdings erst morgen früh wieder geöffnet hat. Wir müssen da noch Geld einzahlen und dann mit der Bescheinigung zurück zum Terminal. Wann BIK-Theo entladen wird, ist noch nicht mal ganz klar, aber wir denken, dass wir ihn morgen bekommen.

1. August

Wir sind wieder zurück gezogen - was für eine Geschichte, aber von vorn: Nachdem wir also voller gespannter Erwartung in unser neues Apartment kamen, war relativ schnell klar, dass das mit dem bisherigen nicht mithalten konnte. Es war im 7. Geschoss eines - nach europäischen Maßstab herunter gekommenen und nach hiesigem Maßstab ganz ordentlichen - Plattenbaus der 70er Jahre und bestand aus zwei kleinen Zimmern und einer große Terasse. Letztere hat allerdings bei den momentanen Temperaturen nur potenziellen Wert. Insgesamt fanden wir nur vier Schlafmöglichkeiten und so mussten sich Ithana und Marnas eine Matratze teilen. Letztlich haben wir uns alle gemeinsam auf knapp 20 m² arrangiert und deswegen (vor Freude [Vorfreude] auf unser Wohnmobil) eine überraschend gute und kuschelige Nacht gehabt.

Allerdings hat Britta bereits vor dem Einschlafen noch mit der vorherigen Vermieterin gesprochen und die Möglichkeiten unserer baldigen Rückkehr eruiert, was diese veranlasste, den Reiz durch einen 25% Discout zu erhöhen. Naja und so haben wir heute morgen unsere knapp 70 kg in Form von 9 Taschen und diversen Tüten gepackt und den Krams die zwei Blocks zurück geschleppt. Fazit: Die eine Auswärtsnacht hat sich gelohnt. Zum einen konnten wir uns vergewissern, dass wir auf kleinem Raum miteinander auskommen (was bei einer halbjährigen Wohnmobiltour von Vorteil ist) und zum anderen hat uns der doppelte Umzug 60 Dollar gespart.

Was noch? Naja wahrscheinlich wartet ihr alle (wie wir auch) auf Nachricht von BIK-Theo. Angeblich soll das Schiff heute Nacht einlaufen. Sagt zumindest der Agent, dem wir heute 40 Dollar überließen. So richtig eilig ist es uns inzwischen aber gar nicht mehr, denn für Buenos Aires braucht man seine Zeit und 10 Grad und Regen sind keine wirkliche Einladung zu einer WoMo-Reise.